Fundsachen für Klarinette

Zwei neu entdeckte, würzig-kurze Stücke des jungen Mauricio Kagel.

Image Elegía und Pieza para clarinete solo sind zwei ganz kurze Stücke aus der Feder des damals 25-jährigen Maurizio Kagel, die erst vor kurzem wieder aufgetaucht sind und 2011 ihre Uraufführung in Köln erlebt haben. Die beiden Miniaturen waren nicht in der Werkliste aufgeführt und kamen erst nach Kagels Tod im Archiv der Sacher-Stiftung zum Vorschein. Kagel hatte sie 1956/57 in Argentinien komponiert, bevor er nach Europa kam.

Beide Stücke basieren auf einer Zwölftonreihe. Die Elegía beginnt mit einem kurzen Lento-Epilog vor dem Allegro-Hauptteil. In diesem Hauptteil beginnt die Zwölftonreihe, welche dann viermal hintereinander erscheint. Das Allegro im durchgehenden Dreivierteltakt hat einen lebhaften, verspielten Ausdruck. Das zweite Stück Pieza ist mit der Tempoangabe Lento versehen. Es verfügt über einen viel grösseren Ambitus als die Elegía und verlangt dem Interpreten zahlreiche grosse, legato gespielte Tonsprünge ab. Im Charakter ist es ausdrucksvoll mit differenzierten Dynamikangaben und der Spielanweisung «espressivo molto». Der Mittelteil im 5/8-Takt ist bewegt und steuert auf einen kurzen Höhepunkt hin.

Es ist erfreulich, dass diese beiden reizvollen Nachlassfunde Mauricio Kagels ihren Weg in eine schöne, gedruckte Ausgabe inklusive Abbildungen der Autografen in der Reihe Peters Contemporary gefunden haben. In ihrer gewürzten Kürze stellen Sie eine Bereicherung dar und dürften sich auch in einem klassisch-romantischen Konzertprogramm «trotz» Zwölftönigkeit bestens einfügen lassen.

Maurizio Kagel, Elegia & Pieza para clarinete solo, EP 11388,€ 6.80, C. F. Peters, Frankfurt u.a. 2013